Houellebecq, Michel: Unterwerfung

Genre: Roman, zeitgenössisch

Klappentext:
Welches Buch könnte besser in unsere Zeit passen als dieses? Mit großer Ernsthaftigkeit und zugleich mit virtuoser Ironie verhandelt der gegenwärtig bedeutendste französischen Schriftsteller darin den Zusammenprall der Kulturen. Unterwerfung ist ein politischer Roman, der ein Europa im Umbruch zeigt; ein visionärer Gesellschaftsroman, der sich der größten Themen unserer Zeit annimmt; ein furioser Entwicklungsroman mit einem widerstrebenden Helden.

Meine Einschätzung:

Ich habe dieses Buch gelesen, damit ich zumindest mitdenken kann, wenn ich die aktuelle Diskussion verfolge. Mitreden kann ich nicht, denn die literarischen Diskussionen spielen sich auf einem intellektuellen Niveau ab, das nicht meines ist :-).
Der Klappentext und manche Besprechung in den Feuilleton sind von Superlativen geprägt, die ich vergeblich in diesem Buch gesucht habe ;-).
Wahrscheinlich muß man sich in der französischen Literatur auskennen, um den Roman angemessen interessiert zu lesen, da die Hauptfigur ein Literaturwissenschaftler mit dem Spezialgebiet Joris-Karl Huysmans (von dem ich noch nie im Leben gehört habe) ist. Auf dessen Werke wird sich oft bezogen, Vergleiche zu anderen französischen Autoren gezogen, etc.. Für mich vollkommen unverständlich.
Wenn ich die Hauptfigur des Romans beschreibe, sieht das so aus: ein sexbesessener, egomanischer, gefühlloser, frauenverachtender, konfliktscheuer, bindungsunfähiger, widerlicher Idiot. Punkt.
Was den Roman aus meiner Sicht lesenswert macht (auch wenn ich mich seeeeeeeeeeeeeehhhhhhhhhhhhhhhhr quälen mußte), ist das vollkommene Fehlen von Denkverboten und politischer Korrektheit. Der Autor entwickelt eine Zukunft für Frankreich (das europäische Ausland kommt nur in einigen wenigen Nebensätzen vor – ist eben ein typischer Franzose ;-)), die mir eigentlich undenkbar erscheint und dann doch wieder nicht.
Die Frauenrechtlerinnen unter uns sollten diesen Roman auf jeden Fall lesen. Er treibt den Blutdruck in die Höhe und uns Frauen hoffentlich gesammelt auf die Straße, wenn irgendjemand damit beginnt, unsere Rechte und Gleichberechtigung in Frage zu stellen.

Mein Fazit:
Dieser Roman bietet unbestritten Diskussionsstoff, aber muß die Hauptfigur unbedingt ein widerlicher Idiot sein?

2 Gedanken zu „Houellebecq, Michel: Unterwerfung“

  1. Ich muss gestehen, dass mich das Buch trotz all des Wirbels bislang nicht wirklich interessiert hat. Dafür wurde mir an vielen Stellen einfach viel zu viel hineininterpretiert – sowohl in positive wie in negative Richtungen. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass der Roman nur durch den Anschlag auf Charlie Hebdo so angesehen und viel diskutiert ist. Würden die Kritiker auch so überschwängliche Lobpreisungen aussprechen, wenn die Thematik nicht während des Erscheinens des Buches so extrem aktuell gewesen wäre? Und wenn ich nun bei dir lese, was für ein Typ der Protagonist ist, steht für mich fest, dass ich das Buch nicht anrühren werde. Der Hauptcharakter eines Buches muss zwar für mich nicht perfekt oder liebenswert sein, doch wenn durchweg nur Werte vertritt bzw. einen Lebensstil pflegt, der meinen eigenen Ansichten so extrem widerspricht, werde ich einfach keinen Zugang zum Protagonisten und damit auch nicht zur Geschichte finden. Daher danke für deine ehrliche Rezension! 🙂

    Liebe Grüße
    Kathrin

    Antworten
    • Ich bin im Grunde Deiner Meinung. Ich habe den Eindruck, dass der Autor besonders in Frankreich recht bekannt ist und als herausragender zeitgenössischer Autor wahrgenommen wird. Meiner Meinung nach ist das Buch und sein Erfolg bei uns ein typischer Fall von „wird überall besprochen, muß gut sein“. Ohne diesen Medienrummel wäre es sicher nur den intellektuellen Lesern mit Interesse an französischen Literaturwissenschaften in die Einkaufstasche geraten …

      Antworten

Schreibe einen Kommentar

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst Du dem zu.

Datenschutzerklärung