Funke, Cornelia; Guillermo del Toro: Das Labyrinth des Fauns

Genre: Fantasy

Kurzbeschreibung:
Spanien, 1944: Ofelia zieht mit ihrer Mutter in die Berge, wo ihr neuer Stiefvater mit seiner Truppe stationiert ist. Der dichte Wald, der ihr neues Zuhause umgibt, wird für Ofelia zur Zufluchtsstätte vor ihrem unbarmherzigen Stiefvater: ein Königreich voller verzauberter Orte und magischer Wesen.
Ein geheimnisvoller Faun stellt dem Mädchen drei Aufgaben. Besteht sie diese, ist sie die lang gesuchte Prinzessin des Reiches. Immer tiefer wird Ofelia in eine phantastische Welt hineingezogen, die wundervoll ist und grausam zugleich. Kann Unschuld über das Böse siegen?

Inspiriert von Guillermo del Toros grandiosem oscarprämierten Meisterwerk »Pans Labyrinth« schafft Bestsellerautorin Cornelia Funke eine Welt, wie nur Literatur es kann.

Meine Einschätzung:
Ich kenne den oscargekrönten Film noch nicht (werde ihn mir aber auch noch anschauen), auf dem dieser Roman beruht.
Ungewöhnlich, dass es erst den Film und dann den Roman gibt, oder? Ich war bei der Lesung von Frau Funke und da erzählte sie, dass Guillermo del Toro so ein großer Fan von ihr sei, dass er unbedingt wollte, dass sie den Roman dazu schreibt.
Und das hat sie ganz grandios gemacht. Sie schafft es, mit Worten Bilder zu malen, die so stimmungsvoll und genau sind, dass ich mir bis ins Detail alles vorstellen kann. Ihre Sprache ist poetisch und wortgewaltig, aber kein bisschen anstrengend. Ihre Figuren sind lebendig und tiefgründig, so dass man glaubt, sie persönlich zu kennen. (ich gerate wohl gerade ein klein wenig ins Schärmen ;-))
Die Geschichte, die sie erzählt, spielt im faschistischen Spanien, in dem Brutalität und Grausamkeit an der Tagesordnung sind. Die Morde und Folterungen sind für zarte Gemüter nur schwer auszuhalten und ich frage mich gerade, ab welchem Alter junge Leser sich damit auseinander setzen sollten.
Auch die fantastische Geschichte von der verlorenen Prinzessin aus einem unterirdischen Reich ist düster und schwermütig und der titelgebende Faun ist eine eindrucksvolle, aber auch rücksichtlose, beängstigende Gestalt

Mein Fazit:
Wer düstere, poetische Geschichten mag, der wird diesen Roman lieben. Ein weiteres Lesehighlight in diesem Jahr für mich!


Arnim, Matthias von: Piagnolia

Genre: Roman, historisch

Klappentext:
Frühjahr 1934: Mussolinis Italien steht vor der Fußballweltmeisterschaft, und der „Duce“ setzt alles daran, dass es keinen anderen Sieger als eben Italien geben wird. Bestechungsgelder werden in Cafes übergeben, Dopingmittel in die Trinkflaschen der Spieler gekippt, Schiedsrichter werden ausgetauscht, bestochen oder gleich um die Ecke gebracht.
Oberst Briccone soll als Handlanger Mussolinis die Geschicke der WM lenken. Seine Gegenspieler sind der Ex-Soldat Guido Ventura aus Piagnolia, einem Dorf nahe Florenz, und der Sportreporter Nick Soriano aus New York. Gemeinsam mit Piagnolias kommunistischem Bürgermeister, dem Dorfpfarrer, einem etwas trotteligen Bauern und einer gewitzten jungen Frau versuchen die beiden, die Pläne der Faschisten zu durchkreuzen.
Der rasante Fußballkrimi nimmt die vielen Ungereimtheiten der WM 1934 als historischen Hintergrund auf und verknüpft sie – immer mit einem Augenzwinkern – mit dem fiktiven Geschehen rund um die liebenswerten Bewohner Piagnolias.

Meine Einschätzung:
Wer meinen Blog schon ein Weilchen verfolgt, hat ja schon gelesen, dass ich mir vorgenommen habe, auch mal zu unbekannten Autoren zu greifen und/oder mir nicht vertraute Themen vorzunehmen.
Und mit diesem Roman habe ich sozusagen gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen :-).
Wirklich lustig daran ist, dass ich mich eigentlich „Null Komma Null“ für Fußball interessiere und ob der Begeisterung meines fußballverrückten Freundeskreises nur irritiert den Kopf schütteln kann.
In diesem Roman werden aber keine langweiligen Fußballspiele geschildert, sondern Ereignisse, fiktive und reale, rund um die WM im faschistischen Italien. Kurzweilig und unterhaltsam erzählt der Autor, wie es sich zugetragen haben könnte, daß einige Mannschaften überhaupt nicht antreten konnten, während Außenseiter plötzlich im Halbfinale standen, wie es zu irritierenden Schiedsgerichtsentscheidungen gekommen sein könnte und warum die favorisierten Österreicher verloren. Großartig! Keine Minute langweilig.
Besonders gut haben mir die Szenen gefallen, wenn der Autor schildert, wie die Bewohner Piagnolias vor den Radios sitzen und sich die Übertragung der Spiele anhören. Das können wir uns heute kaum noch vorstellen, oder?
Interessant und liebenswert sind auch die Protagonisten Guido, der Bürgermeister, der Pfarrer und natürlich Nick, der Journalist, aber auch die Gegner und Nebenfiguren werden sehr lebendig geschildert.
Die Geschichte ist gut durchdacht und hat aus meiner Sicht keinerlei Schwächen und außerdem hat mir der Stil des Autors ungemein gut gefallen. Der Mann kann schreiben! Da kann sich so mancher Bestsellerautor aber mal ’ne Scheibe abschneiden.

Wenn diese endlos langen 90-minütigen Fußballspiele dieser WM mit diesen, zu wehleidigen Modells und/oder Bodybuildern mutierten Fußballern (boah, das war jetzt fies …) nur ein Viertel so unterhaltsam, witzig und spannend wären, wie dieser Roman von Matthias von Arnim, dann könnte ich mich glatt zum Gucken überreden lassen.

Mit „Piagnolia“ hat mich der Autor an die schlauen, gewitzten beiden Italiener Don Camillo und Peppone erinnert (nur die etwas Älteren werden sich an dieses geniale Duo noch erinnern ;-)). Die Verfilmung dieser Geschichten habe ich geliebt. Noch eine andere Filmgeschichte schoß mir sofort durch den Kopf, als die Bürger von Piagnolia zur Selbsthilfe greifen und einen Wettbetrug gegen die Betrüger planen: „Der Clou“ mit Robert Redfort (1973) ist einer meiner ewigen Lieblingsfilme.

„Piagnolia“ ist im Verlag „Die Werkstatt“ erschienen, der viele Fußballrelevante Bücher verlegt. (Wir haben natürlich das große Eintracht-Buch dieses Verlages zu Hause ;-), was sonst?). Das Cover ist sehr schlicht. Mir gefällt es richtig gut, aber ob es „bestsellertauglich“ ist???

Mein Fazit:
Ich möchte Euch „Piagnolia“ ans Herz legen, wenn Ihr mal eine ganz andere, charmante, witzige, unterhaltsame, gut recherchierte, wunderbar geschriebene Geschichte aus dem Italien der 30iger Jahr lesen wollt. Dass Fußball eine große Rolle spielt, stört nicht weiter ;-).

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