Holbe, Julia: Unsere glücklichen Tage – abgebrochen

Genre: Roman, zeitgenössisch

Kurzbeschreibung:
Lenica, Marie, Fanny und Elsa verbringen einen nicht enden wollenden Sommer an der französischen Atlantikküste. Wie ein Versprechen liegt die Zukunft vor ihnen, so ausgelassen und unbeschwert sind sie, dass sie gar nicht merken, wie das Leben seine Weichen stellt. Als sie sich viele Jahre später wiedersehen, erkennen sie, dass ihre Träume sie noch immer wie eine schicksalhafte Kraft verbinden. Trotz allem, was geschehen ist, seit jenem Abend, als Lenica ihren Freund Sean mitbrachte. Und die unaufhaltbare Geschichte ihren Lauf nahm…
Julia Holbe erzählt von den wirklich wichtigen Dingen des Lebens: von Liebe und Freundschaft, Schuld und Verrat, von Zufall und Schicksal und davon, dass wir die Vergangenheit immer nur so erinnern, wie wir sie haben wollen.

Meine Einschätzung:
Da ich meinen SuB mal wieder durchräume und verkleinern möchte, verordne ich mir selbst immer mal wieder ein Buch, das schon länger dort herum steht. Ich habe mir vorgenommen, immer die ersten 50 Seiten zu lesen, damit ich auch wirklich einen Eindruck bekomme.
Auch dieses Buch liegt schon eine Weile bei mir herum. Unter anderem bin ich manchmal genervt von diesen „Frauenbüchern“, die mit ähnlichen Covermotiven zu Duzenden in den Buchhandlungen herumliegen. Immer wenn ein Roman erfolgreich ist, springen alle Verlage auf diesen Trend auf und ich gewinne den Eindruck, es gibt nichts anderes mehr – alles eine Soße. Sicher tue ich damit vielen tollen Büchern unrecht, aber mich nervt das.
Die ersten 50 Seiten des Buches haben mir ganz gut gefallen. Die Autorin fängt die Sommerferienstimmung der Mädchen sehr gut ein und man riecht förmlich das Meer und spürt das Meersalz auf der Haut. Warum habe ich den Roman trotzdem nicht fertig gelesen? Weil ich keine der Protagonistinnen mochte und weil diese Art Geschichten mich nicht wirklich interessieren. Aber immerhin war ich so fasziniert, dass ich den Roman quer gelesen habe, um hinter das große Geheimnis zu kommen.

Mein Fazit:
Ich bin sehr sicher, dass dieser Roman viele begeisterte Leserinnen finden wird und schon gefunden hat. Ich war aber nicht in Stimmung dafür.

Planta, Anna von (Hrsg): Freundinnen

Genre: Kurzgeschichten, zeitgenössisch

Kurzbeschreibung:
Geschichten über die Menschen, die uns nicht immer nah, aber doch am nächsten sind, die uns besser kennen als wir uns selbst. Mit Texten von Ronja von Rönne, Connie Palmen, Simone Lappert, Eva Menasse, Patricia Highsmith, Julia Franck, Amélie Nothomb, Doris Dörrie, Elena Ferrante, Miranda July und Banana Yoshimoto.

Meine Einschätzung:
Dieses Buch hat ein Weilchen auf meinem SuB (Stapel ungelesener Bücher) verbracht, weil es sich um Kurzgeschichten handelt. Und für mich fängt ein „ordentliches“ Buch bei 400 Seite an ;-). Kurzgeschichten sind einfach nicht so mein Geschmack.
Aber dieser Band mit 12 Geschichten über die Beziehungen von Freundinnen hat mir unglaublich gut gefallen. So unterschiedlich, wie die Autorinnen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Geschichten. Sie haben mich zum Teil berührt und beschäftigt und nachdenklich gemacht.

Mein Fazit:
Traurige, witzige, tragische und berührende Geschichten über Freundinnen und Freundschaften. Mein Lesehighlight 2022.

Lowe, T.I.: Sophies Cafè – abgebrochen

Genre: Roman, zeitgenössisch

Kurzbeschreibung:
Leah ist mit einem brutalen Mann verheiratet und erträgt zehn Jahre lang ein Leben voller Missbrauch und Schmerzen. Nach einem erneuten Gewaltausbruch schlägt sie in Notwehr zurück und entkommt. Nach einigen Wochen erreicht sie Rivertown, eine hübsche Kleinstadt in South Carolina, wo sie Sophie, die charmante Eigentümerin eines hübschen Cafés, kennenlernt. Die engagierte Christin schließt sie sofort in ihr Herz und gibt ihr ein neues Zuhause. Mithilfe des Anwalts Crowley schafft sie es, schon bald ein Teil von Rivertown zu sein. Doch ihre Vergangenheit scheint einer tiefergehenden Freundschaft zu Crowley im Wege zu stehen. Werden beide zueinander finden und es schaffen, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und einen gemeinsamen Neuanfang zu wagen?

Meine Einschätzung:
Lasst Euch nicht vom harmlosen Titel und Cover täuschen. Die ersten 50 Seiten dieses Romans waren nur ganz, ganz schwer auszuhalten, denn das Martyrium der Hauptfigur wird sehr drastisch und detailliert beschrieben.
Allerdings nahm die Geschichte dann eine Wendung, die mir derzeit nicht behagt. Die Hauptfigur findet zum christlichen Glauben und kann sich so aus ihrer traumatischen Erfahrungen befreien.
Das klingt jetzt komisch und ich sehe mich selbst als Christin, aber vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen in den USA, wo fundamentalistische, christliche Gruppierungen das Recht von Frauen auf selbstbestimmte Abtreibung bekämpfen, gruselt es mich.

Der Gerth-Verlag ist ein christlicher Verlag und unterstützt sicher nicht die menschen- und frauenverachtende Politik, aber irgendwie bereitet mir eine amerikanische Autorin, die einen „christlichen“ Roman schreibt, Bauchschmerzen.
Versteht das irgendjemand?
In den USA ist das übrigens ein eigenes Genre und auch im Liro-Bereich gibt es eine eigene Sparte für christliche Liros.

Mein Fazit:
Auch scheinbar „harmlose“ Romane können Gefühle und Diskussionen auslösen, mit denen man nicht sofort rechnet.

Stern, Anne: Fräulein Gold – Scheunenkinder (2)

Genre: Krimi, historisch

Reihenfolge der Serie „Die Hebamme von Berlin“:
Teil 1: Schatten und Licht
Teil 2: Scheunenkinder
Teil 3: Der Himmel über der Stadt
Teil 4: Die rote Insel

Kurzbeschreibung:
1923: Die Berliner Hebamme Hulda Gold wird zu einer Geburt ins Scheunenviertel nach Mitte gerufen. Obwohl die jüdische Familie dort nach ihren ganz eigenen, strengen Regeln lebt, gewinnt Hulda das Vertrauen der jungen Mutter. Und als das Neugeborene nach wenigen Tagen verschwindet, wird sie unvermittelt in die rätselhafte Suche nach ihm verstrickt. Wie kann ein Kind in dieser engen Gemeinschaft einfach so verlorengehen? Je hartnäckiger Hulda den Spuren folgt, desto stärker stößt sie auf Widerstand, denn die Bewohner des Viertels haben ihre gut gehüteten Geheimnisse.
Bald zeigt sich, dass die Berliner Polizei zur gleichen Zeit nach Kinderhändlern fahndet, und Hulda ahnt einen Zusammenhang. Kann Kommissar Karl North ihr helfen, das Neugeborene zu finden? Doch dann entlädt sich im Scheunenviertel der Judenhass in einem Pogrom, und Hulda selbst gerät in höchste Gefahr.

Meine Einschätzung:
Berlin in den 20iger Jahren, eine junge Frau, die auf eigenen Beinen steht und in ihrem Beruf als Hebamme mit Frauen aus den ärmeren Gesellschaftsschichten zu tun hat. Dieses Mal wird sie ins Scheunenviertel gerufen, in dem überwiegend jüdische Einwanderer unter elendsten Bedingungen hausen. Das beschreibt die Autorin sehr eindrücklich. Auch die ersten Übergriffe von Nazis auf die jüdische Gemeinschaft werden 1923 spürbar und verursachen bei mir echte Gänsehaut. Genauso, wie die Aufklärung des Kinderhandels. Erschreckend und grausam.
Aber Hulda ist so ein starke Persönlichkeit, dass ich schon gespannt bin, wie ihr Leben weitergehen wird.

Mein Fazit:
Ein großartiger Roman! Spannend, berührend und verstörend.

Fry, Lizzie: Der Zirkel

Genre: Urban Fantasy

Kurzbeschreibung:
Magie ist real. Seit Jahrhunderten vererben Hexen ihre Kräfte an ihre Töchter weiter. Kräfte, die sie einsetzen, um anderen zu helfen, um ihre Mitmenschen zu heilen. Doch als in den USA ein neuer Präsident gewählt wird, ist von einem Tag auf den anderen nichts mehr wie es vorher war. Magie ist gefährlich, sagt er. Hexen müssen ins Gefängnis, sagt er. Es ist zu ihrem eigenen Schutz, sagt er. Frauen auf der ganzen Welt stehen mit einem Mal unter Generalverdacht, und die Sentinels, eine Spezialeinheit des Geheimdienstes, eröffnen eine neue Hexenjagd rund um den Globus. Gleichzeitig entdeckt eine junge Frau in England ihre Macht und führt alle Frauen – ob nun Hexe oder nicht – zu einer neuen Freiheit …

Meine Einschätzung:
Hui! Dieser Roman ist ungewöhnlich und vielschichtig!
Gekauft hatte ich ihn als Urban Fantasy Roman, in dem es um magisch begabte Frauen geht, auf die weltweit Jagd gemacht wird, weil ihre Kräfte den magisch unbegabten Angst einflößen. Das ist grundsätzlich für Fantasy-Fans spannend, aber auch nix Neues …
Aber dann bemerkte ich die gesellschaftliche und politische Brisanz der Geschichte. Ein amerikanischer Präsident, der von einem Tag auf den anderen beschließt, dass er keine Hexenkräfte mehr in seinem Land dulden will. Seine öffentlichen Reden bekommen im Roman ein eigenes Format. Und irgendwie sieht man das gleich einen Mann mit roter Krawatte und merkwürdiger Frisur vor sich. Er hetzt sein Volk auf, ruft zu Denuntiation auf, Familienväter liefern ihre Frauen und Töchter an die sogenannten Sentinells aus und schließlich verlangt der mächtige Präsident, dass alle verbündeten Nationen diesem Beispiel zu folgen hätten.
Urgs. Ich fand das unglaublich beklemmend und so real. Irgendjemand in einer machtvollen Position sucht sich eine Gruppe von Menschen aus (Religion, Alter, Volk, Haarfarbe, Geschlecht …) und eröffnet die Jagd auf diese. Das geschah in unserer Geschichte vielfach, geschieht heute in Teilen der Erde und wenn wir nicht aufpassen, wird es auch bei uns wieder passieren. Gruselig.
Was in diesem Buch auch immer wieder durchscheint, ist der tiefsitzende Frauenhass in Teilen der männlichen Bevölkerung. Der Präsident propagiert dann auch in voller Lautstärke, dass die guten Frauen doch wieder schön gemütlich am Herd stehen könnten und die Kinderchen versorgen. Für die Hexenjäger finden sich dann auch genug Männer, die ihren Hass auf Frauen im Allgemeinen perfekt ausleben können.
Die Fantasy-Story bietet im Grunde alles, was man in diesem Genre erwartet: starke Hexen, die ihre Kräfte aus unterschiedliche Quellen beziehen, Hexenzirkel, die sich zum Schutz zusammenschließen. geheime Verbündete, Bösewichte, die vor keiner Grausamkeit zurückschrecken, zwei junge Hexen, die besondere Kräfte in sich tragen, von denen sie aber nicht wissen, …
Allerdings hat die Story auch einige Schwächen. Als LeserIn wird man ohne Erklärung der Welt in die Geschehnisse hineingeworfen, was viele Fragen aufwirft. Zwischendurch war mir nicht so ganz klar, wohin die Reise der Geschichte geht und das Ende ist … naja weit hergeholt.
Trotzdem habe ich mich gut unterhaltengefühlt, weil die Geschichte Themen und Fragen aufwirft, die mich beschäftigen.

Mein Fazit:
In diesem Fantasy-Roman steckt soviel mehr drin! Ich fand ihn spannend, aufrüttelnd und bemerkenswert tiefgründig. Schon lange habe ich mich nicht mehr so gegruselt! Mädels, Mütter, Töchter, lest diesen Roman und lasst uns wachsam sein, damit niemandem einfällt, eine neue Hexenjagd zu eröffnen. Magie hin oder her!

Hermann, Judith: Daheim

Genre: Roman, zeitgenössisch

Kurzbeschreibung:
Judith Hermann erzählt in ihrem neuen Roman »Daheim« von einem Aufbruch: Eine alte Welt geht verloren und eine neue entsteht.
Sie hat ihr früheres Leben hinter sich gelassen, ist ans Meer gezogen, in ein Haus für sich. Ihrem Exmann schreibt sie kleine Briefe, in denen sie erzählt, wie es ihr geht, in diesem neuen Leben im Norden. Sie schließt vorsichtige Freundschaften, versucht eine Affaire, fragt sich, ob sie heimisch werden könnte oder ob sie weiterziehen soll. Judith Hermann erzählt von einer Frau, die vieles hinter sich lässt, Widerstandskraft entwickelt und in der intensiven Landschaft an der Küste eine andere wird. Sie erzählt von der Erinnerung. Und von der Geschichte des Augenblicks, in dem das Leben sich teilt, eine alte Welt verlorengeht und eine neue entsteht.

Meine Einschätzung:
Diesen Roman habe ich mir auf Empfehlung meiner Lieblingsbuchhändlerin gekauft, auch weil die Hauptfigur eine Frau in meinem Alter ist und es mich grundsätzlich interessiert, wie andere Frauen ihr Leben sehen und gestalten. Zusätzlich zieht die Protagonistin auch noch in Deutschlands Norden, den ich als Urlaubsziel gerne mag.
Dieser Roman ist meines Wissens nach auch für mehrere hochrangige Preise nominiert und wisst Ihr was?
Ich fand ihn furchtbar.
Mal wieder.
Das liegt natürlich an mir. Ich erhoffte mir Inspiration für mein Leben, für meine Gedankenwelt, aber davon ist in diesem Buch absolut nichts zu finden. Mein Fehler.
Die Ich-Erzählerin ist in meinen Augen eine trübsinnige, fast schon leblose Person, mit der ich nichts anfangen konnte. Sie bekommt eine super nette, lebenslustige Nachbarin, findet einen verständnisvollen Partner, ist mit ihrem Job im Grunde ganz zufrieden und nimmt das nicht wahr.
Naja, das wird Absicht sein. Es gibt dazu sicher jede Menge tiefgründiger Rezis, aber bin froh gewesen, dass das ein recht dünner Roman ist. Mehr als 190 trübsinnige, frustrierende Seiten, hätte ich nicht ausgehalten.

Mein Fazit:
Ein hochgelobter Roman, der in keinster Weise meinen Lesegeschmack getroffen hat, aber sicher LeserInnen findet wird, die ihn zu schätzen wissen.

Allende, Isabel: Was wir Frauen wollen

Genre: Biographie, Autobiographie

Kurzbeschreibung:
Von früh auf erlebt die kleine Isabel, wie die Mutter, vom Ehemann sitzengelassen, sich tagein, tagaus um ihre Kinder kümmert, »ohne Mittel oder Stimme«. Aus Isabel wird ein wildes, aufsässiges Mädchen, fest entschlossen, für ein Leben zu kämpfen, das ihre Mutter nicht haben konnte.
In den späten Sechzigern ist Isabel in der Frauenbewegung aktiv. Umgeben von gleichgesinnten Journalistinnen schreibt sie »mit einem Messer zwischen den Zähnen« und fühlt sich erstmals wohl in ihrer Haut. In drei Ehen erlebt sie, wie sie als Frau in Beziehungen wachsen kann, wie man scheitert und wieder auf die Beine kommt und dass man sich der eigenen sexuellen Wünsche selbst annehmen muss.
Was wollen Frauen heute? Liebe und Respekt und vor allem auch Kontrolle über Leben und Körper und Unabhängigkeit. In diesen Hinsichten aber gibt es noch sehr viel zu tun, sagt Isabel Allende. Und dieses Buch, so ihre Hoffnung, soll dazu beitragen, »unsere Töchter und Enkeltöchter zu inspirieren. Sie müssen für uns leben, so wie wir für unsere Mütter gelebt haben, und mit der Arbeit weitermachen, die wir begonnen haben.«

Meine Einschätzung:
Herrlich! Was habe ich gegrinst, gelacht und mich gefreut.
Ich glaube, Frau Allendes Verlag hat ihr gesagt: „Schreiben Sie einfach, wozu Sie Lust haben! Wir brauchen ein neues Buch von Ihnen.“
Und so hat sich die Autorin hingesetzt und einfach aus ihrem Leben geplaudert und was ihr so zum Thema Frauen und Feminismus durch den Kopf gegangen ist.
Das Buch ist nicht wirklich strukturiert, nicht alle Statements zum Thema Feminismus würde ich so unterschreiben, aber grundsätzlich ist Frau Allende eine sympathische, pragmatische, lebensfrohe, selbstironische und kluge Frau und macht uns deutlich, dass auch Frauen in höherem Alter etwas zu sagen haben und wahrgenommen wollen.
Ihre humorvollen Beiträge zum Thema Online-Dating, Jugendlichkeitswahn und Alterserscheinungen sind herrlich unterhaltsam.

Mein Fazit:
Ich bin und bleibe ein Isabel Allende Fan der ersten Stunde. Ich mag sie, ihren Humor und ihre Selbstironie und hoffe, dass ich mir davon etwas aneignen darf/kann.

Münzer, Hanni: Honigtod


Genre: Hörspiel, historischer Roman

Kurzbeschreibung:
Wie weit geht eine Mutter, um ihre Kinder zu retten? Wie weit geht eine Tochter, um ihren Vater zu rächen? Wie kann eine persönliche Tragödie Generationen überdauern? Und kann man diese alte Wunde heilen?
Als sich die junge Felicity auf die Suche nach ihrer Mutter macht, stößt sie dabei auf ein lang verborgenes Geheimnis ihrer Familiengeschichte. Ihre Nachforschungen führen sie zurück in das dunkelste Kapitel unserer Vergangenheit und zum dramatischen Schicksal ihrer Urgroßmutter Elisabeth und deren Tochter Deborah. Ein Netz aus Liebe, Schuld und Sühne umfing beide Frauen und wirft bis in die Gegenwart seine Schatten…

Meine Einschätzung:
Über die Geschichte will ich nicht viel verraten. Die Großmutter stirbt und die Tochter findet im Nachlass etwas äußerst Verstörendes, dass sie ihre Familie wortlos verlässt. Die Tochter reist ihr nach und gemeinsam erfahren sie, was der Familie und besonders den Frauen der vorangegangenen Generationen im Nazireich widerfuhr.
Ich habe schon einige Romane, die sich mit Familien-Schicksalen in der Nazi-Zeit beschäftigen, gelesen und immer wieder berühren mich diese Geschichten sehr. Bei „Honigtod“ war das nicht anders. Die Geschichte hat mich förmlich eingesaugt …
Nicht zuletzt die grandios gelungene Umsetzung als Hörspiel hat dazu geführt, dass ich mehrfach lachend, aber auch ungläubig stöhnend und schiefend und heulend gebügelt habe und Auto gefahren bin.
DAS IST WAHRLICH KINO FÜR DIE OHREN GEWESEN!!!!!!
Die Regie der Dialoge, die Sprecherinnen und Sprecher, die Geräusche, die Musik … Besser geht es meiner Meinung nach kaum!

Mein Fazit:
Ich kann Euch dieses Hörspiel nur allerwärmstens ans Herz legen. Hört Euch das an, hört Euch diese berührende Geschichte an, die von Frauen erzählt, die keine Superheldinnen waren, sondern ganz normale Frauen, die Fehler machten, dafür büßsten, sich opferten, unendlich leiden mußten und doch irgendwie weiter machten.
ABSOLUT GROSSARTIG!

Ryan, Jennifer: Der Frauenchor von Chilbury


Genre: historischer Roman, Hörbuch

Kurzbeschreibung:
Wer singt, gibt niemals auf
England, 1940: Der Krieg hat die Insel erreicht und die Frauen im Dorf Chilbury sind auf sich allein gestellt. Doch zwischen Alltag und Bombenangriffen finden sie Kraft und Hoffnung in der Musik. Als immer mehr Männer eingezogen werden, beschließt der Pfarrer von Chilbury, den Chor der Gemeinde aufzulösen. Die Frauen sind zutiefst enttäuscht. Was bleibt ihnen im schwierigen Kriegsalltag noch? Doch dann kommt die Musikprofessorin Primrose Trent aus London im Ort unter. Sie ist der Überzeugung, dass Musik gerade in schwierigen Zeiten wichtig ist und schlägt die Gründung eines reinen Frauenchors vor. Die Idee trifft auf Skepsis. Ein Chor ganz ohne Bässe und Tenöre? Aber Primrose gibt nicht auf: Mit Energie und Leidenschaft treibt sie ihr Projekt voran – mit Erfolg. Der rein weibliche Chor beginnt zu proben und die wundervolle Musik, die entsteht, richtet die Frauen wieder auf und hilft ihnen, ihre eigene Stimme zu finden.
Grundverschiedene Frauen und Mädchen berichten in ihren Briefen und Tagebucheinträgen von ihrem Leben im Dorf und davon, wie der Krieg ihr Leben verändert – wie er Verlust, Trauer und Angst erzeugt, aber eben doch nicht verhindern kann, dass auch Freundschaften und Liebe entstehen.

Meine Einschätzung:
So ein wundervolles, bewegendes Hörbuch habe ich schon lange nicht mehr gehört. Aus der Sicht von 5 Mädchen und Frauen, ganz wunderbar gesprochen von 5 verschiedenen Sprecherinnen, werden Geschichten und Schicksale der Menschen eines englischen Dorfes während des Zweiten Weltkrieges erzählt. Das sind tragische, urkomische, schräge, traurige und bewegende Geschichten, die mir sehr gut gefallen haben.

Mein Fazit:
Für mich das schönste Hörbuch des Jahres! Hört es Euch an, unbedingt.

Sulzbach, Katharina: Stutenparade


Genre: Roman, zeitgenössisch

Reihenfolge der Serie:
Teil 1: Westendladies
Teil 2: Stutenparade

Kurzbeschreibung:
Zugegeben: Die Traumvilla mit Park im Vordertaunus, die eleganten Boutiquen und angesehenen Privatschulen wirken verlockend. Doch das Leben der drei Freundinnen Heike, Susanne und Claudia bekommt Kratzer. Durchtriebene Affären und hässliche Scheidungen, pubertierende Töchter und die Intrigen der exquisiten Nachbarinnen bringen ihre Welt ins Wanken. Wer nicht dazu gehört, bekommt die schmerzhaften Stutenbisse zu spüren. Aber die drei Ladies wissen sich zu helfen …

Meine Einschätzung:
Im Zuge meines SuB-Abbaus habe ich mir nun endlich „Stutenparade“ geschnappt, aber es hatte schon einen Grund, warum der Roman so lange dort gelegen hat …
Wie soll ich das jetzt mal formulieren …
1. Ich mag keine zeitgenössischen Romane, weil sie so nah an meinem Leben dran sind.
2. Um die Geschichte witzig/komisch zu finden, hätte die Autorin sowohl die Figuren als auch deren Leben viel, viel mehr überzeichnen müssen …

Mein Fazit:
Ein zeitgenössischer Roman, der mich nicht angesprochen hat, aber es wird sicher Leserinnen geben, die sich gut damit unterhalten werden.

Kretschmer, Guido Maria: Eine Bluse macht noch keinen Sommer

Genre: Sachbuch, Autobiographie

Kurzbeschreibung:
Die Mode schreibt ihre ganz eigenen Geschichten. Und wer könnte sie besser erzählen als Guido Maria Kretschmer. Freuen Sie sich auf verschwundene Mäntel, sprechende Leggings, Dirndl im Exil, ein Kostüm mit Pferdeschweif, fliegende Röcke und angetrunkene Cocktailkleider. Dazu außerdem wichtige Mode-Basics: Erfahren Sie, welches Kleidungsstück Sie wie und wann am besten tragen und welcher Schnitt zu welcher Figur passt. Mit Originalzeichnungen!

Meine Einschätzung:
Ich habe das Buch gekauft, weil es natürlich so wunderbar zu dem ersten Teil paßt und weil ich den Titel so herrlich finde.
Wieder erzählt der Autor ein paar unterhaltsame Geschichte aus seinem Designerleben und bespricht kapitelweise die weibliche Garderobe vom Rock über die Leggins bis zum Brautkleid. Das sind jetzt keine sensationellen neuen Erkenntnisse, die er da beschreibt und wenn man sich etwas mit Mode und seiner Geschichte beschäftigt hat, kennt man auch die Geschichte des „Kleinen Schwarzen“, aber weil er das alles auf so unterhaltsame, unaufgeregte Weise erzählt, gefällt es mir trotzdem gut.
Natürlich muß man den Autor mögen, sonst findet man wahrscheinlich alles blöd ;-).
Wenn ich ihn mit dem Bild, das ich z.B. von den großen Modezaren Karl Lagerfeld oder Wolfgang Joop habe, vergleiche, kommen die beiden alten Herren des Modezirkus schlecht weg, oder? Deren Frauenbild ist mir zu knochig, langbeinig, großäugig, langhaarig und schlichtweg unrealistisch :-).

Mein Fazit:
Guido Maria Kretschmer ist ein wunderbarer Entertainer und ein Philogyn (habe ich auch eben erst nachgeschlagen = Frauenfreund ;-)) und das macht sein Buch so lesenswert.

Kretschmer, Guido Maria: Anziehungskraft – Stil kennt keine Größe

Genre: Sachbuch, Autobiographie

Kurzbeschreibung:

Guido Maria Kretschmer, bekannt für seine pointierten Bemerkungen in der TV-Sendung »Shopping Queen«, ruft mit diesem Buch alle Frauen zur modischen Selbsterkenntnis und vor allem zur Selbstliebe auf – denn jede Frau kann toll aussehen, wenn sie weiß, wie es geht! Finden Sie heraus, welche Schnitte, Formen und Stoffe am besten zu Ihrer Figur passen – oder lassen Sie sich einfach von Guido Maria Kretschmers Geschichten und Anekdoten ganz herrlich unterhalten. Denn Mode kann so viel Spaß machen! »Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder von uns gut angezogen sein kann und den Look findet,der zu ihm passt.« Guido Maria Kretschmer Als Modedesigner hat Guido Maria Kretschmer schon unzählige Stars und Models mit Traummaßen eingekleidet. Doch das war nicht immer so. Gerade in den Anfängen seines eigenen Modelabels nahm er Privataufträge von Damen entgegen, die zwar gut betucht, aber ansonsten mit den gleichen Problemzönchen ausgestattet waren wie andere Frauen auch. »Stil kennt keine Konfektionsgröße«, sagt Guido Maria Kretschmer, der in diesem Buch 10 typische Figurformen beschreibt. Jeder Figurtyp hat seine kleinen Schwächen, aber immer auch Stärken – und die gilt es zu betonen! Wie, das verrät er in diesem Buch und erzählt von seinen Erlebnissen mit Elfen, Erdmädchen und Walküre

Meine Einschätzung:
Meine Teenie-Töchter sind große Fans der Fernseh-Doku-Soap „Shopping Queen“ und auch wenn mir die Geduld und Zeit fehlt, mir die Sendung anzusehen, so gucke ich doch ab und an ein paar Minuten mit und so habe ich verblüfft zu Kenntnis genommen, dass Guido Maria Kretschmer ein sehr unterhaltsamer, liebenswürdiger Mann ist.
In seinem Buch „Anziehungkraft“ gibt er den vielen unterschiedlichen, weiblichen Figurtypen reizende Namen, wie Elfe, Walküre, Buddha-Girl oder Himmelsmädchen und macht Vorschläge, welche Kleidungsstücke diese Figuren vorteilhaft hervorheben. Und das macht er wirklich liebevoll, mit Witz und Charme und nicht nach dem Motto „Wer dicke Beine hat, sollte keine Röcke tragen“. Das sind zwar keine sensationellen neuen Modeideen, aber die Art und Weise, wie er spricht/schreibt, ist einfach schön zu lesen.
Eingestreut in diese Kategorisierung sind Geschichten aus seinem Berufsleben als Modedesigner. Die finde ich auch unglaublich unterhaltsam :-).
Sehr hübsch ist auch die Aufmachung des Buches. Jedem Kapitel gehen, in meinen Augen, sehr schöne Modezeichnungen des Designers voran und da die Kapitel farblich abgesetzt sind, ist der Buchschnitt ebenfalls farbig.
Es gibt wirklich jede Menge wundervoller, sehr künstlerischer Modebücher, aber da findet man sich als Normalo-Frau in der Regel nicht wieder, sondern bewundert ätherische Fotomodelle in atemberaubenden, manchmal unmenschlichen Roben. In Guido Maria Kretschmers „Anziehungskraft“ findet sich aber jede Frau wieder :-).

Mein Fazit:
Ob Kugelfisch, Elfe oder Walküre. Guido Maria Kretschmer findet für uns alle liebevolle Worte und erzählt obendrei nette Geschichten aus dem Modebusiness.

Clement, Jennifer: Gebete für die Vermissten

Genre: zeitgenössischer Roman

Kurzbeschreibung:

Ladydi wächst in den mexikanischen Bergen auf, inmitten von Mais- und Mohnfeldern, in einem Dorf ohne Männer, denn die sind auf der Suche nach Arbeit über die Grenze oder längst tot. Es ist eine karge und harte Welt, in der ein Mädchenleben wenig zählt. Eine Welt, in der verzweifelte Mütter ihre Töchter als Jungen verkleiden oder sie in Erdlöchern verstecken, sobald am Horizont die schwarzen Geländewagen der Drogenhändler auftauchen. Aber Ladydi träumt von einer richtigen Zukunft, sie träumt von Freundschaft und Liebe und Wohlstand. Ein Job als Hausmädchen in Acapulco verspricht die Rettung, doch dann verwickelt ihr Cousin sie in einen Drogendeal. Und plötzlich hält sie ein Paket Heroin in den Händen, und ein gnadenloser Überlebenskampf beginnt. »Gebete für die Vermissten« beschwört die unverbrüchliche Kraft der Hoffnung in einer schrecklichen Welt. In mutigen, schockierenden und bewegenden Bildern erzählt Jennifer Clement das Leben einer außergewöhnlichen jungen Heldin.

Meine Einschätzung:
Was für eine bewegende Geschichte! Mehrfach mußte ich ganz tief durchatmen, um die Schicksale dieser armen Frauen in Mexiko ertragen zu können. Die Autorin hat mehrere Jahre recherchiert und verarbeitet in ihrem Roman die Schicksale vieler mexikanischer Frauen, die unter dem Drogenkrieg und der korrupten Polizei und Politik zu leiden haben. Das ist absolut erschütternd!
Wer denkt schon an solche Schicksale, wenn er in Cancun am Strand liegt und leckere Cocktails trinkt???
Mich läßt das Buch ratlos zurück. Wie soll man diesen Menschen helfen, deren Leben von Armut und Angst gezeichnet ist? Drogenbosse, die sich wie feudalistische Märchenkönige aufführen und mit einer Grausamkeit das Land regieren, dass es einem dem Atem verschlägt?

Mein Fazit:
Lest dieses bewegende Buch und empfehlt es weiter.

Gesthuysen, Anne: Wir sind doch Schwestern

Genre: Roman

Kurzbeschreibung:
Katty, Paula und Gertrud treffen sich zu Gertruds 100. Geburtstag. Sie wollen ihre Zukunft planen, doch vorher gilt es, die Vergangenheit zu klären. Gertrud hat noch gute Augen, aber hören kann und will sie nicht. Paula kann kaum noch sehen, hat aber immer ein offenes Ohr für ihre Schwestern. Und Katty, das Nesthäkchen, will auch mit 84 Jahren Feste feiern, wie sie fallen, so wie damals, als sie schon meisterhaft beherrschte, was man viel später erst PR nannte. Allen gemeinsam sind Eigensinn, Humor und eine angeborene Kreislaufschwäche, die mit exorbitant starkem Kaffee und gutem Schnaps bekämpft wird – so auch in diesen Tagen auf dem Tellemannshof, wo in jedem Winkel die Erinnerung lauert. Eindringlich verwebt Anne Gesthuysen Gegenwart und Vergangenheit und entfacht dabei ein Feuerwerk von Geschichten, die sich quer durch das 20. Jahrhundert ziehen. Sie erzählt von Katty, der charmanten Strippenzieherin, ihrer Verehrung für Adenauer und ihrer Liebe zu einem unerreichbaren Volksvertreter, von Gertruds schicksalhafter Verlobung und dem Spion, den sie versteckte. Von Paula, die ihren Mann an Männer verlor und stets die Lebenslust bewahrte. Vom Tausch eines Huhns gegen ein Rembrandtgemälde, von einem Leumundsprozess, der den gesamten Niederrhein in Atem hielt, und von drei starken Frauen mit dem Mut zur Eigenständigkeit. Große Lebensgeschichten verbinden sich mit herrlichen Anekdoten, das Weltgeschehen mit dem Leben in Wardt bei Xanten.

Meine Einschätzung:

Dieser Roman erzählt die Lebensgeschichten dreier (inzwischen betagter) Schwestern aus einer ganz normalen deutschen bäuerlichen Familie am Niederrhein.
Ähnliche Geschichten könnten sicher in vielen Familien erzählt werden, aber zumindest in meiner Familie sind die Urgroßmütter und Großmütter eher zurückhaltend gewesen, wenn es darum ging, aus ihrer Vergangenheit zu erzählen.
Natürlich spielt die Zeit vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg eine besonders wichtige Rolle, denn zu dieser Zeit waren die Frauen in einem Altern, in dem Ehen geschlossen und Berufe erlernt werden. Ihre Geschichten werden von der Autorin sehr bewegend erzählt, aber trotzdem erschien mir der Roman an manchen Stellen langatmig und auch langweilig. Mir fehlte einfach ein Spannungsbogen. Ein hundertster Geburtstag allein reicht da doch nicht aus.
Sehr gut gefallen haben mir die regionalen Bezüge, denn ich komme selbst vom Mittelrhein ;-). Gut gefallen haben mir auch die lebensklugen Sprüche und Gedanken der Schwestern, die mich manchmal haben schmunzeln lassen und zum Nachdenken anregen.
Alles in allem hatte ich mehr von diesem Roman erwartet und wenn ich einen Familienroman vorschlagen sollte, der sich mit dieser Zeit und einer deutschen Familie beschäftigt, dann würde Silvia Tennenbaums „Straßen von gestern“ vorschlagen.

Mein Fazit:
Ein bewegender Familienroman aus der jüngeren deutschen Vergangeheit, der aber seine Längen hat.

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