Chen, Qiufan: Die Siliziuminsel

Genre: Sci-Fi, Dystopie

Kurzbeschreibung:
Auf der Siliziuminsel im Südwesten Chinas wird der Elektronikschrott der ganzen Welt recycelt. Inmitten von giftigen Dämpfen und verseuchter Hardware suchen die Müllmenschen nach Verwertbarem. Als eines Tages eine amerikanische Firma die Siliziuminsel modernisieren will, wird das labile Gleichgewicht zwischen den chinesischen Behörden, mächtigen Mafiaclans und internationaler Machtpolitik gestört. Arme und Reiche, Chinesen und Ausländer finden sich in einem Krieg um die letzte Ressource der nahen Zukunft wieder – den Menschen.

Meine Einschätzung:
Diesen Sci-fi hat mir meine Tochter ausgesucht, in unserer Lieblingsbuchhandlung Otherland in Berlin. Das Exemplar ist sogar signiert!
Der Klappentext gibt den Inhalt schon ganz gut wieder. Die weibliche Hauptfigur Mimi ist ein Müllmädchen, das eher zufällig zwischen die Fronten gerät. Sie steht stellvertretend für die tausenden WanderarbeiterInnen, die auf die Insel kommen und unter menschenverachtenden Bedingungen Elektromüll aufbereiten. Sie begegnet Kaizong, einem jungen chinesisch stämmigen Amerikaner, der als Dolmetscher des amerikanischen Konzerns fungiert. Beide Hauptfiguren zeichnet der Autor detailliert und ich habe mit Spannung ihre Entwicklung und ihre Schicksale verfolgt.
Grundsätzlich ist die Geschichte sehr komplex und in Teilen auch sehr technisch, aber obwohl ich sicher nicht alles verstanden habe, fühlte ich mich nicht überfordert. Wenn man den Aspekt der Gehirnimplantate und organischen Prothesen beiseite lässt, könnte die Geschichte auch in der heutigen Zeit spielen. Sie hat mir jedenfalls wieder mal vor Augen geführt, wie riesig die Probleme sind, die die Menschheit durch ihren unstillbaren Konsumdurst verursacht. Ob wir wohl noch die Kurve kriegen?
Sprachlich fand ich den Roman stellenweise etwas anstrengend zu lesen. Ich kann gar nicht genau sagen, woran das im Detail lag, aber ich fand es manchmal einfach sperrig formuliert.

Mein Fazit:
Ein wirklich lesenswerter Sci-Fi, der viele zukunftsweisende und aktuelle Themen und Probleme aufgreift.

Mora, Dan; Morrison, Grant: Klaus – die wahre Geschichte von Santa Claus

Genre: Graphic Novel, Comic

Kurzbeschreibung:
DIE ERSTE BESCHERUNG Klirrende Kälte herrscht, Wölfe ziehen umher, und nicht nur bei Nacht liegt ein finsterer Schatten über der winterlichen Welt. Bis eine laute Stimme ertönt, die das Feuer in den Herzen der Menschen neu entfacht… Ho, ho, ho! Star-Autor Grant Morrison wendet sich in seiner neuesten Saga KLAUS einem Helden zu, den jeder kennt, von dem wir aber kaum etwas wissen. Geschrieben von Grant Morrison (SUPERMAN, BATMAN, JLA) und gezeichnet von Newcomer und Russ Manning-Preisträger Dan Mora.

Meine Einschätzung:
Ich bin als Kind und Jugendliche kaum mit Comics in Berührung gekommen, so dass sich bei mir auch keine Begeisterung dafür entwickelt hat. Ich habe mir aber schon diverse Mangas und Graphic Novels angeschaut, konnte mich aber nicht so recht dafür erwärmen.
Diese Graphic Novel, die ich geschenkt bekam, hat mir aber richtig gut gefallen. Die Zeichnungen (nennt man das so in Graphic Novels???) sind grandios. Man kann die Gefühle der Charaktere genau erkennen und die Kostüme und der Hintergrund sind sehr detailreich und stimmungsvoll dargestellt. Auch die Sprechblasen sind gut zu lesen, so dass ich die Geschichte auch wirklich verstanden habe. Blättere ab und an im Buch herum, weil ich die Bildsprache so faszinierend finde.
Die Geschichte selbst ist düster, brutal, blutig und 0,0 für Kinder geeignet.
Es scheint noch einen zweiten Teil zu geben, den ich mir zu Nikolaus im Dezember gönnen werde ;-).

Mein Fazit:
Bildgewaltige, düstere Graphic Novel, die eine mögliche Geschichte von Santa Claus erzählt.

Lowe, T.I.: Sophies Cafè – abgebrochen

Genre: Roman, zeitgenössisch

Kurzbeschreibung:
Leah ist mit einem brutalen Mann verheiratet und erträgt zehn Jahre lang ein Leben voller Missbrauch und Schmerzen. Nach einem erneuten Gewaltausbruch schlägt sie in Notwehr zurück und entkommt. Nach einigen Wochen erreicht sie Rivertown, eine hübsche Kleinstadt in South Carolina, wo sie Sophie, die charmante Eigentümerin eines hübschen Cafés, kennenlernt. Die engagierte Christin schließt sie sofort in ihr Herz und gibt ihr ein neues Zuhause. Mithilfe des Anwalts Crowley schafft sie es, schon bald ein Teil von Rivertown zu sein. Doch ihre Vergangenheit scheint einer tiefergehenden Freundschaft zu Crowley im Wege zu stehen. Werden beide zueinander finden und es schaffen, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und einen gemeinsamen Neuanfang zu wagen?

Meine Einschätzung:
Lasst Euch nicht vom harmlosen Titel und Cover täuschen. Die ersten 50 Seiten dieses Romans waren nur ganz, ganz schwer auszuhalten, denn das Martyrium der Hauptfigur wird sehr drastisch und detailliert beschrieben.
Allerdings nahm die Geschichte dann eine Wendung, die mir derzeit nicht behagt. Die Hauptfigur findet zum christlichen Glauben und kann sich so aus ihrer traumatischen Erfahrungen befreien.
Das klingt jetzt komisch und ich sehe mich selbst als Christin, aber vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen in den USA, wo fundamentalistische, christliche Gruppierungen das Recht von Frauen auf selbstbestimmte Abtreibung bekämpfen, gruselt es mich.

Der Gerth-Verlag ist ein christlicher Verlag und unterstützt sicher nicht die menschen- und frauenverachtende Politik, aber irgendwie bereitet mir eine amerikanische Autorin, die einen „christlichen“ Roman schreibt, Bauchschmerzen.
Versteht das irgendjemand?
In den USA ist das übrigens ein eigenes Genre und auch im Liro-Bereich gibt es eine eigene Sparte für christliche Liros.

Mein Fazit:
Auch scheinbar „harmlose“ Romane können Gefühle und Diskussionen auslösen, mit denen man nicht sofort rechnet.

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