Schollatour, Peter: Der Fluch der bösen Tat

Genre: Sachbuch

Kurzbeschreibung:
Alle reden vom NSA-Skandal, doch nicht minder skandalös ist die von westlichen Geheimdiensten gesteuerte Desinformation zur Lage in Syrien und anderen Ländern des Vorderen Orients. Wie keine zweite ist diese Region gebeutelt durch jahrzehntelange politische und militärische Interventionen des Westens, die allesamt mehr Fluch als Segen waren. Eindringlich schildert Peter Scholl-Latour, dem diese Länder seit sechzig Jahren vertraut sind und die er erst jüngst wieder bereist hat, das Durcheinander ethnischer, religiöser und ideologischer Konflikte, die die Völker zwischen Levante und Golf nicht zur Ruhe kommen lassen. Es gärt und brodelt überall: Syrien versinkt im blutigen Bürgerkrieg aller gegen alle, in der Türkei ringen islamistische und säkulare Kräfte um die Vormacht. Der Atomkonflikt zwischen Iran und Israel schwelt weiter, die Einmischung iranischer Schiiten wie saudischer Wahabiten in die Konflikte der Region nimmt zu. Ägypten ist in Daueraufruhr, und auch am Nordrand dieser unruhigen Weltgegend, im Kaukasus und in der Ukraine, ist die Lage explosiv. Mit der ihm eigenen Unbestechlichkeit beleuchtet Peter Scholl- Latour diese unselige Weltregion, über der ein Fluch zu liegen scheint.

Meine Einschätzung:
Ich hatte schon geahnt, dass das letzte Buch Peter Schollatours nicht leicht zu lesen sein würde. Ich habe es trotzdem getan :-).
Herr Schollatour folgt in seinem Buch keiner für mich erstichtlichen Struktur (an einer Stelle gibt er das sogar selbst zu ;-)) und das macht es schwer, ihm immer zu folgen, zumal seine Sprünge nicht nur Länder-Kontintent übergreifend sind, sondern auch ganze Jahrhunderte umfassen.
Vom ersten Kreuzritter über zahlreiche Kalifen, von Propheten aus den heiligen Schriften und Politikern aus der heutigen Zeit, den Hintergründen der Ukraine-Krise, den Israelis, Amerikanern, Russen, Chinesen – alle werden erwähnt. Ich glaube, nur die Inder und Neuseeländer kommen in diesem Buch nicht vor ;-).
Seine Ausführungen zu den verschiedenen Konflikten werden aufgelockert durch seine ganz persönlichen Reiseberichte, die wirklich sehr interessant sind und einen Eindruck vermitteln, was für ein mutiger, weltgewandter, diplomatischer Journalist er gewesen sein muß.
Ich habe auch viel über die islamische Kultur gelernt: es gibt nämlich keine einheitliche Kultur, sondern ganz viele ganz unterschiedliche Glaubensrichtungen, die leider dazu neigen, sich gegenseitig bis auf’s Blut zu hassen.
Außerdem hat es mich erstaunt und auch begeistert, wie offen und unverblümt der Autor seine Ansichten zu lebenden Politikern und ihrer Politik formuliert hat. Man muß gar nicht seiner Meinung sein, um ihn dafür zu bewundern, eine Meinung zu haben und sie auch zu vertreten – laut und vernehmlich und sicher nicht politisch korrekt.
Ob er in allen Punkten Recht hat, kann ich aufgrund mangelnden Hintergrundwissens nicht beurteilen, aber sicher sind einige seiner Argumente nicht von der Hand zu weisen.

Mein Fazit:
Auch wenn dieses Buch im Aufbau etwas unübersichtlich ist, vermittelt es dem Leser einen Eindruck, wie vielfältig und unübersichtlich die Faktoren sind, die die derzeitigen Krisen im Nahen Osten beeinflussen.

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