Genre: (Piraten-)Roman
Hunter, seines Zeichens Freibeuter (und nicht Pirat!) startet mit seiner bewährten Mannschaft zu einer waghalsigen Kaperfahrt. Eine spanische Galleone, gefüllt mit den Schätzen Südamerikas hat den Konvoi nach Hause verpaßt und liegt in einer ausgezeichnet befestigten spanischen Hafenanalge. Neben dem winkenden Schatz hat Hunter auch noch eine persönliche Rechnung mit dem grausamen, spanischen Kommandanten zu begleichen und so ersinnt er einen raffinierten Plan, um die Festung zu erobern. Der Coup gelingt, allerdings wird er von einem spanischen Kriegsschiff verfolgt, rettet sich in eine korallengeschützte Bucht, die aber bald wieder verlassen werden muß, weil ein Hurrikan im Anzug ist. Es kommt zu einer blutigen Seeschlacht, die natürlich Hunter gewinnt und mit einer äußerst angeschlagenen Galleone trotzt er und seine seebärige Mannschaft dem Sturm aller Stürme. Auf der Heimfahrt werden sie zudem noch von einem Riesenkraken bedroht und endlich im Hafen von Jamaika angekommen, werden sie als Piraten verhaftet. Denn inzwischen wurde der freibeuterfreundliche Gouverneur ausgeschaltet und durch einen fiesen Beamten ersetzt. Das Gerichtsverfahren ist eine Farce und weil sämtliche Sympathien der Jamaikaner auf Hunter Seite sind, kommt er frei und bringt die bösen Widersacher und den bösen, bösen Verräter um.
Hm, das hätte der Stoff für einen wunderbaren Piratenroman sein können …
Ich habe einige von Crichtons Romanen (Timeline, Dinopark, Welt in Angst, Enthüllung) mit großem Spaß gelesen, die sich durch ausgezeichnete Recherche und spannende Plots auszeichnen. Mir scheint, daß Crichton diesen Roman noch nicht fertig ausgearbeitet hatte, bevor er bedauerlicherweise verstarb.
Die Ansätze sind sooooo gut:
Hunter, ein rauer Bursche, gerecht, brutal, gerissen, entschlossen. Ein Pirat, wie er in einem Buche stehen sollte. Ich habe aber keine Ahnung, wie er aussieht??? Habe ich die Beschreibung überlesen? Wahrscheinlich.
Die Mannschaft: Lazue, das männermordende Piratenweib mit den Adleraugen, Bassa, der stumme Maure ohne Zunge, Sanson, der heimtückische Killer und Verräter, der Jude, ein Tüftler und Sprengstoffspezialist. Die Charaktere sind richtig gut angelegt, aber werden nicht ausgebaut.
Ebenso wie die der Gouverneur, sein neuer, fieser Sekretär und dessen untreues Eheweib. Warum wird nicht erzählt, wie der Sekretär hinter den Betrug seiner Frau kommt und die Macht an sich reißt???
Auch die Seeschlachten mit den Spaniern sind im Ansatz superspannend, aber dann gleich ein Hurrikan und noch eine Riesenkrake und das alles in ein paar wenigen Absätzen. Ach, die kannibalischen Ureinwohner hätte ich glatt vergessen. Das wirkt alles ein wenig hektisch und hätte viel detailreicher und liebevoller beschrieben werden können.
Apropos Liebe: typisch Mann, die Damen kommen nur in kurzen Passagen zum Einsatz, gerne als Hure, gerettete Edelfrau, betrügerische Ehefrau und ohne jedes schmückende Beiwerk. Denken und Fühlen dürfen sie auch nicht!!!
Schade, schade, schade, das hätte ein wirklich tolles Piratenbuch werden können. Aber vielleicht wird „Gold“ ja mal verfilmt, für einen guten Film wird es reichen …
Also, für diesen Roman gibt es nur 4 von 10 Punkten!